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“Besser nicht mitmachen – es wird bestimmt nicht bezahlt” ist eine mehrdimensionale Collage – ein Essay auf Basis des künstlerischen Tagebuches aus dem prekären Leben, das  aus der Videodokumentation des letzten Umzuges, aus täglichen Bemühungen, sowie aus Umzugskartons, Texten, Textilien und Gegenständen besteht, die sich in eine Installation verwandeln können. 

 

Ausgangspunkt des Projektes war die persönliche Erfahrung einer Künstlerin - der Zwang, im neunten Jahr nach dem Abschluss an der Kunstakademie zum neunten Mal eine neue Wohnung zu suchen.

 

Die Arbeit wurde in einem zur Untermiete bewohnten 12-Quadrameter-Zimmer in Berlin entwickelt: Erdgeschoss, mit Blick auf eine Mauer, kaum Sonne, keine Möglichkeit zur amtlichen Wohnsitzmeldung, gleichzeitig die ganzjährige Suche nach besseren Lebensbedingungen.


Die Arbeit basiert auf der Methode von Abdulkadir Musa, die er “kreativer Anarchismus”[01] nennt. In den kreativ-anarchistischen Collagen gibt es Platz für alle möglichen Materialien, Geräusche und Bewegungen. Seide kann genauso wertvoll und grausam wie ein Müllbeutel sein, Altes wird mit Neuem verbunden, zu viel mit zu wenig. 

Die verschiedenen Texte, Formen, Farben und Töne bewegen sich und bilden verschiedene Konstellationen zu verschiedenen Zeiten. Ausgewählte Objekte können je nach Anlass in Form einer "obdachlosen Installation" ausgestellt werden. Die Installation kann in und an verschiedenen Orten präsentiert werden und sich an die verfügbaren Raumbedingungen anpassen. Je nach Bedarf und Möglichkeiten kann sie beispielsweise auf der Straße, im Garten oder im Galerieraum präsentiert werden. Aufgrund der weichen Beschaffenheit der Objekte, die nicht gegen alle Witterungsbedingungen beständig sind, erfordert die Installation Schutz und Pflege im öffentlichen Raum, da sie sonst leicht beschädigt werden kann. 

Auf den einzelnen Objekten befinden sich QR-Codes mit Links zu dieser Website.

 

Anker 1

Schreiben, schreien, spielen, schneiden, schlafen. Texten, Textilien, Texturen weben. Farben und Töne genießen. Drehen, bewegen, nähen, verbinden, probieren, aufnehmen, anhören, anwenden, lassen. Wenden, wandeln, binden, fragmentieren, teilen, etwas umsetzen, setzen, essen, liegen, träumen. Sammeln, dokumentieren, notieren, kleben, recyceln, ausschneiden, einfügen, zusammenstellen, umbauen, nochmal versuchen, noch mal umplanen, experimentieren, anarchistisch bleiben.

Kennst du das Gefühl, nicht mehr schlafen zu können? Alles ist zu viel: Die Suche nach Lösungen. Die Aufgaben, die man erledigen sollte, was man erfinden, planen und ausführen muss, um weiterzuarbeiten. Ständig neue Ideen, Informationen. Vergangene Kriege, gegenwärtige Kriege, zukünftige Kriege – all dies wechselt mit dem Tempo eines Stroboskops so schnell im Kopf, dass man nicht einschlafen kann.There is a war between a rich and poor... war between a man and a woman…” Waste, wasted lives, wasted chance, wasted thoughts… 

Rabes sagt immer wieder: "Kämpf’!" Aber gegen wen soll ich kämpfen? "Der zeitgenössische Kapitalismus hat die klare Grenze zwischen Ausbeuter*in und Ausgebeuteten aufgehoben."

 

Mein Kampf beginnt, wenn ich aus dem Bett aufstehen muss. Ich möchte meinen Kopf nicht mehr gegen die Wand schlagen, die ich nicht durchbrechen kann. Die Spuren der letzten Beule in Form eines blauen Auges muss ich noch heilen. 

 

/Marta Sala, Notizen, Berlin-Kreuzberg-Neukölln, 2019-2020/

MartaSalaDickerKopf.jpg
Anker 2

Foto: Ein dicker Kopf, eine Mauer, eine aus den auf den Straßen Berlins gefunden Materialien selbstgemachte und mit einem Stadtplan Berlins beklebte Box und 3 Pflanzen, die trotz Sonnenmangels und unregelmäßigem Gießen 3 Umzüge überstanden haben. /Berlin-Kreuzberg, 2019/

Das Projekt wäre ohne die Unterstützung vieler Menschen nicht möglich gewesen: 

Katarzyna Sala - Kamera, Performance, inhaltliche Unterstützung, Korrekturlesen;

Rabes Etienne Titao - Kamera, Performance, künstlerische und inhaltliche Unterstützung;

Andreas Sternberg - inhaltliche Unterstützung, Korrekturlesen;

Abdulkadir Musa - künstlerische und inhaltliche Unterstützung;

Johanna Reichhart - Kamera, Performance; 

Anastasia Usatova - Unterstützung bei der Websiteerstellung; 

Dorien Hoeksema - Kamera, Performance; 

Kerstin Podbiel - Kamera; 

Pegah Tanha - Kamera, Performance; 

Wen-Ling Chung - Performance; 

Alexandra Vasileva - Performance; 

Anna Heidrich - Performance;  

Sophie Stephan - inhaltliche Unterstützung;  

Justyna Stasiowska - künstlerische und inhaltliche Unterstützung; 

DAAD - Stipendium;

Karina Griffith - Projekt Supervision;

und die Studierenden des IFKIK - Support und Feedback

VIELEN DANK!!!

Kreativer Anarchismus

01.   “Kreativer Anarchismus - sowohl beim Schreiben als auch bei anderem künstlerischen Schaffen ist eine Art des Denkens und Schaffens, die auf Sinnlichkeit, Offenheit und Vielfalt fußt und dadurch der Diversität jeder Zeit entspricht. Die Werke und Texte, die diese Methode anwenden, sind Werke ohne Zensur, ohne Grenzen und ohne bestimmte bekannte Vorgaben und Formen. Vielmehr handelt es sich um experimentelle Werke, die offen sind für jeden Stil und jede Form. Jedes Werk sucht und entscheidet selbst durch fließende Bewegung, welche anarchistische und chaotische Form es annimmt.” - Abdulkadir Musa, /Private Materialien/

Rabes Etienne Titao

Rabes Etienne Titao  (*12.12.1976, N’Djamena, Tschad) ist ein Tänzer, Choreograph, Sänger und Musiker, der seit 2002 in Berlin lebt.

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